Karl Friedrich Schinkels Spree-Athen
Eine virtuelle Führung durch die Mitte Berlins
Man kann nicht durch Berlins Mitte gehen, ohne über ihn zu stolpern – seine Bauwerke sind einfach überall! Nicht zuletzt aufgrund seiner vielen tempelartigen Gebäude im Stil des Klassizismus bekam Berlin den Beinamen „Spree-Athen“.
Sie pilgern auf den Spuren von Karl Friedrich Schinkel durch Berlins Mitte und lernen dabei seine Bauwerke kennen. Außerdem erfahren Sie etwas über das Leben des größten preußischen Baumeisters.
Diese Führung umfasst im Wesentlichen die Stationen meiner Führung „Karl Friedrich Schinkels Spree-Athen“
Für die einzelnen Stationen der Führung benötigt man keine Fotos, denn Schinkels eigene Zeichnungen lassen das jeweilige Bauwerk sofort wiedererkennen.
Für jeden Ort wird ein Link zum Stadtplan angegeben, so dass Sie sich orientieren können, wo sich die Station genau befindet.
Die gesamte Führung dauert ca. 2 Stunden.
Viel Spaß und bleiben Sie gesund!
Ihre Diana Schaal
Karl Friedrich Schinkel wurde am 13. März 1781 in der brandenburgischen Stadt Neuruppin als zweites von fünf Kindern eines Pfarrers geboren.
Der kleine Karl Friedrich war erst 6 Jahre alt, als sein Vater sich bei Löscharbeiten des großen Stadtbrandes von 1787 eine Lungen-entzündung zuzog und starb.
1794 zog die restliche Familie Schinkel nach Berlin. Dort ging Karl Friedrich aufs Gymnasium zum Grauen Kloster – das war in den Räumlichkeiten des ehe-maligen Franziskanerklosters in der Nähe des heutigen Alexander-platzes untergebracht.
Er war musikalisch und fiel schon in der Schule als begabter Zeichner auf.
1798 verließ Schinkel das Gymnasium und freundete sich mit Friedrich Gilly und dessen Vater David Gilly an.Der junge Schinkel arbeitete als eine Art Azubi gegen Honorar im Architektur-Atelier der Gillys. Dort verbesserte er seine Fähigkeiten als Zeichner und lernte über Literatur und Drucke die Bauten der griechischen Antike kennen. Er wohnte auch bei den Gillys.
Die Gillys hatten seit 1793 in Berlin eine private Bauschule, die sie 1799 mit der neu gegründeten Berliner Bauakademie verschmolzen. Schinkel gehörte mit 95 anderen zu den ersten Studenten dieser Bauakademie. Die Ausbildung dort war sehr praxisorientiert: Im Sommer Baustellen, im Winter Lehrstunden.
Damit nicht genug, besuchte Schinkel auch noch Vorlesungen an der Akademie der Schönen Künste. 1802 schloss er sein Studium ab.
Auf seiner Reise nach Italien 1803 konnte Schinkel dann im Rom und Sizilien einige antike Bauten in Natura sehen, z. B. den Concordia-Tempel von Agrigent auf Sizilien, den er stilistisch besonders edel fand. Das beeinflusste ihn als Architekt sehr stark.
Erst 1805 kehrte Schinkel nach Berlin zurück. Durch Vitamin B – d.h. auf Vermittlung durch Wilhelm von Humboldts – bekam Schinkel 1810 seine erste Stelle: Zuerst als Dezernent für künstlerische Fragen und dann als Geheimer Oberbauassessor bei der Berliner Oberbaudeputation.
1830 wurde Schinkel dann zum geheimen Oberbaudirektor und zum Leiter der Oberbaudeputation befördert.
Seine Aufgabe war es, alle staatlichen Bauvorhaben für Preußen, die teurer als 500 Taler waren, wirtschaftlich, baulich und künstlerisch zu begutachten. Schinkel nahm sich dabei das Recht, die Entwürfe zu überarbeiten und stilistisch zu optimieren.
1838 wurde Schinkel zum Oberlandes-baudirektor ernannt.
Damit war er als der Architekt des Königs auf dem Höhepunkt seiner Baumeisterkarriere angelangt.
Er war der Star-Architekt Preußens!
Sein Hauptauftraggeber war Friedrich Wilhelm III. von Preußen.
Um das erste Bauwerk der Führung richtig würdigen zu können, müssen Sie ungefähr zur Mitte des Lustgartens gehen. Es sieht aus wie ein griechischer oder römischer Tempel. Es ist das Alte Museum.
Altes Museum
König Friedrich Wilhelm III. hatte ein paar Kunstsammlungen – darunter antike Skulpturen und Gemälde. Für die sollte nun ein öffentliches Museum her, das von Karl Friedrich Schinkel 1822 entworfen und von 1825 bis 1830 erbaut wurde.
Das war die Geburtsstunde der öffentlichen Museen überhaupt!
Vorher verwahrten die Adeligen ihre Kunstschätze hinter verschlossenen Mauern für sich.
Für das Fundament des Museums wurden rund 3.000 Kiefernholzpfähle in den Boden getrieben. Das Gebäude ist zweistöckig und steht auf einem Sockel aus Sandstein.
Es ist 87 m lang, 55 m breit und umfasst eine Fläche von fast 4.800 m2.
Es hat eine Vorhalle mit 18 gerillten ionischen Säulen aus Sandstein, die der auf der Akropolis nachempfunden wurde.
Auf dem Dach sieht man den Einbau für die Rotunde.
Darin verläuft eine auf Säulen ruhende Galerie, vorgesehen für die Aufstellung von Büsten und antiken Gegenständen. Diesen Raum sah Schinkel als das Heiligtum an, in welchem das Kostbarste des Museums gezeigt werden sollte.
Die Rotunde war eine völlig neuartige Form, Skulpturen zu präsentieren, die jedoch gleichzeitig einen überaus passenden Rahmen
für sie bot.
Auf dem Gebälk der Vorhalle sitzen über den Säulen 18 sandsteinerne Adler.
Die lateinische Inschrift an der Vorhalle des Gebäudes lautet in der Übersetzung:
„Friedrich Wilhelm III. hat zum Studium der Altertümer jeder Art sowie der freien Künste 1828 dieses Museum gestiftet.“
Das Museum wurde 1830 eingeweiht, hieß zuerst Neues Museum, dann bis 1845 Königliches Museum.
Das denkmalgeschützte Bauwerk gehört zu den bedeutendsten des Klassizismus und gilt als ein Höhepunkt im Schaffen Schinkels.
Es ist Teil des Gebäudeensembles auf der Museumsinse, das 1999 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde.
Vor dem Alten Museum steht die große Granitschale.
Sie stammt vom Stadtrat und Steinmetz Christian Gottlieb Cantian.
Er hatte sie aus einem einzigen riesigen Granitfindling geschlagen!
Das galt damals als technische Wunderleistung.
Die Schale wiegt schlappe 75 Tonnen! 1828 war sie fertig.
Die Berliner, die ja für jedes Bauwerk und jedes Denkmal einen frechen Spitznamen finden, nannten sie „Suppenschüssel“.
Eigentlich hätte die Schale in der Rotunde des Alten Museums aufgestellt werden sollen. Weil sie dafür aber definitiv zu raumfüllend war, sollte sie nach Schinkels Vorstellungen lieber draußen bleiben.
Verlassen Sie jetzt den Lustgarten und gehen Sie zur Schlossbrücke
Wenn Sie sich dann auf die Seite in Richtung der Straße Schinkelplatz aufstellen, können Sie die Konstruktion der Brücke bestens sehen.
Schlossbrücke
Der Renaissance-Bau des Berliner Stadt-schlosses hatte über die Spree nur eine nur eine kleine Holzbrücke, die man in der Mitte aufklappen konnte.
Sie hieß Hundebrücke, weil die kurfürstliche bzw. königliche Gesellschaften ihre Hunde darüber gescheucht haben, wenn sie im Tiergarten auf die Jagd gegangen sind.
König Friedrich Wilhelm III. war diese Holzbrücke offenbar peinlich, er soll gesagt haben:
„Die sogenannte Hundebrücke in der Nähe der schönsten Gebäude der Residenz verunziert diese Gegend so sehr.“
Und so wurde sie 1821 abgerissen.
Bereits 1819 hatte Karl Friedrich Schinkel Pläne für einen repräsentativen Steinbau vorgelegt.1822 wurde der Grundstein gelegt.
Für das neue Bauwerk mussten zwölf Meter lange Stützpfähle in den Untergrund gerammtund Spundwände eingesetzt werden.
Die fertige Schlossbrücke, wie sie genannt wurde, ist ca. 56 m lang, 33 m breit und auf 3 Flachbögen gelagert. Damit war sie genauso breit wie die Prachtstraße Unter den Linden.
Die Brücke selbst war eine Gewölbebrücke aus Sandstein mit drei gleich großen Segmenten. Damit Schiffe durchfahren konnten, hat Schinkel für das mittlere Gewölbe acht eiserne Klappen vorgesehen, die die nacheinander mit Hilfe von Gegengewichten geöffnet werden konnten.
Im Jahr 1912 wurde der Wasserlauf vertieft, so dass die Klappen im Mittelsegment der Brücke nun entfernt werden konnten. Das Mittelstück bekam ein Gewölbe aus Stahlbeton. Bei Reparaturarbeiten in den Jahren 1927 und 1938 wurden auch die Steingewölbe der seitlichen Segmente durch Stahlbetongewölbe ersetzt.
Als Brückenschmuck hatte Schinkel acht monumentale Figurengruppen vorgesehen, mit Motiven militärischer Siege zum Andenken an die Siege in den Befreiungskriegen gegen die napoleonische Herrschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Dafür reichte jedoch das Geld nicht. Erst 1857 konnten die Figuren fertig gestellt werden.
So erlebte der Architekt die Fertigstellung „seiner Brücke“ nicht mehr.
Friedrich August Stüler, 1842 von König Friedrich Wilhelm IV. zum Architekten des Königs ernannt, änderte Schinkels Konzept des Brückenschmucks ein wenig:
Bei den beiden mittleren Gruppen auf jeder Brückenseite, wurde die geflügelte Siegesgöttin Nike durch die flügellose Kriegsgöttin Pallas Athene ersetzt, weil man befürchtete, acht Flügelpaare würden ein zu unruhiges Gesamtbild verursachen – flapsig gesagt: zu viel Geflatter.
Gehen Sie zurück zur Straße Unter den Linden und auf die andere Straßenseite.
Dann folgen Sie der Straße Richtung Brandenburger Tor.
Auf der rechts Straßenseite kommt dann die Neue Wache.
Neue Wache
Im Kronprinzenpalais war kein Platz für die königliche Leibgarde.
Sie wurde daher ausgelagert.
1816 erhielt Schinkel daher von König Friedrich Wilhelm III. daher den Auftrag, ein neues Wachgebäude Unter den Linden zu errichten, gegenüber dem Kronprinzen-palais.
Es war Schinkels erster wichtiger Auftrag!
Schinkels erster Entwurf von 1817 hatte dem König wohl nicht gefallen.
Also legte Schinkel einen anderen vor: Der Bau hat vier massive Türme an den Ecken und einen Portikus mit 10 dorischen Säulen. Die Fassade ist aus Sandstein.
1818 war die Neue Wache fertig.
Sie gilt als eines der Hauptwerke des deutschen Klassizismus.
Auch Schinkel selbst war mit seinem Werk zufrieden und nahm den Bau als erstes Werk in seine Sammlung architektonischer Entwürfe auf, die er von 1819 bis 1840 in 28 Einzelheften herausgab. Sie bestand aus insgesamt 174 großformatigen Architekturzeichnungen in Form von Kupferstichen.
Gleichzeitig war die Neue Wache von ihrem Bauherrn König Friedrich Wilhelm III. von Preußen auch als Gedächtnisstätte für die toten Soldaten in den Befreiungskriegen von napoleonischer Herrschaft von 1813 bis 1815 gedacht.
Das Gebäude wurde noch bis 1918 als Wachgebäude benutzt - eine Gedenkstätte ist es jedoch geblieben: In der DDR als Mahnmal für die Opfer des Faschimus und Militarismus und heute als offizielle Anti-Kriegs-Gedenkstätte, wo ausländische Staatsoberhäupter Kränze in Gedenken an die Kriegsopfer in Europa niederlegen.
Die Neue Wache ist einer der großen Touristenmagneten in Berlin.
Überqueren Sie die Straße Unter den Linden wieder und biegen Sie dann in den Bebelplatz ein, und zwar links von der Staatsoper. Folgen Sie dem Bebelplatz bzw. der Straße Hinter der katholischen Kirche bis zur Kreuzung Französische Straße.
Folgen Sie der Gasse und gehen Sie dann an der Ecke die Französische Straße rechts runter.
An die Kreuzung Französische Straße / Marktgrafenstraße schließt sich direkt der Gendarmenmarkt an. Dort steht zwischen dem Französischen und dem Deutschen Dom das Schauspielhaus.
Schauspielhaus
Auf dem Gendarmenmarkt standen bereits vorher bereits zwei Theater:
1776 wurde noch unter Friedrich dem Großen das Französische Komödienhaus gebaut, und 1787 in Königliches Nationaltheater umbenannt.
Im Jahr 1800 gab König Friedrich Wilhelm III. von Preußen den Auftrag für einen modernen Neubau an Carl Gotthard Langhans. Er hat das Brandenburger Tor gebaut hat, war also auch ein Vertreter des Klassizismus.
Der Theater-Neubau von Langhans hatte ein Walmdach, aber schon einen antiken Portikus mit Säulen. Beides sieht man gut auf dem Bild. Das Theater beinhaltete einen großen Theatersaal und einem Konzertsaal und wurde 1802
eröffnet. Nur leider brannte es 1817 vollständig aus.
Den Auftrag für den Wiederaufbau des Theaters bekam 1818 – Karl Friedrich Schinkel.
Es gab die Auflage, dass alle wieder verwendbaren Teile des abgebrannten Theaters wieder verwendet werden sollten: Fundamente, Teile des Mauerwerks sowie die Säulen des Portikus vor dem Haupteingang. 1818 wurde der Grundstein gelegt.
Der Neubau sollte alle nötigen Räume für den Theaterbetrieb beinhalten, und außerdem einen Konzert- und Ballsaal, der an Privatleute vermietet werden konnte. Viel Wert wurde außerdem auf den Brandschutz gelegt - durch Wasserreservoirs, Wasserhebemaschinen und sichere Feuerstellen zur Beheizung.
Die Fassade mitsamt dem Portikus und dem stumpfwinkligen Giebel gestaltete Schinkel nach griechischen Vorbildern. Passend zu den Sandsteinsäulen des Portikus sollte die ganze Fassade in Sandstein ausgeführt werden. Da das jedoch zu teuer war, wurden Backsteine mit freien Fugen verwendet und hell verputzt, um Sandstein vorzutäuschen. Leider erwies sich diese Fassade zu witterungsempfindlich, so dass sie 1884 doch mit Sandstein verblendet wurde. Da hat man offenbar an der falschen Stelle gespart.
Das Figurenprogramm hat Schinkel 1819 dann mit dem Bildhauer Christian Friedrich Tieck entwickelt – nach Vorstellungen der klassischen Antike. 1821 wurde das Theater wieder eröffnet.
Seit 1994 heißt es entsprechend der neuen Nutzung Konzerthaus Berlin.
Karl Friedrich Schinkel war ein großer Fan des Theaters.
Im Herbst 1813 verfasste er eine Denkschrift mit Verbesserungsvorschlägen, die auf eine Vereinfachung des Bühnenaufbaus abzielten: Nur noch eine einzige Bildwand im Bühnenhintergrund, Erweiterung der Vorbühne und Wegschaffung sämtlicher Kulissen.
1815 konnte Schinkel seine reformerischen Ideen umsetzen.
Zwischen 1815 und 1834 entstanden über 100 Dekorationen zu 42 Schauspielen und
Opern.
1816 entwarf Schinkel die Bühnenbilder zu Mozarts „Zauberflöte“.
Für diese Oper hat er alle 12 Bühnenbilder selbst gestaltet, und sie gilt als sein bestes Bühnenbild.
Nach diesem Bühnenbild wurde übrigens die Decke im U-Bahnhof Museumsinsel der U5 gestaltet:
Gehen Sie zurück zur Französischen Straße und folgen ihr nach Osten bis zum Werder’schen Markt. Dort sehen Sie dann auf der linken Straßenseite die Friedrichswerder’sche Kirche.
Friedrichswerder‘sche Kirche